2017 Duke Ellington | Sacred Concert

2017 Duke Ellington | Sacred Concert

mit der Daimler Big Band, Annette Kienzle (Sopran) und Klaus Bleis (Tanz)
Leitung: Frank Schlichter und Klaus Graf

10. Feb. 2017, Stiftskirche Tübingen
18. Feb. 2017, Stadthalle Lauffen am Neckar

Friedensbewegte Klangwogen

von Achim Stricker

“Das “Sacred Concert” ist wie für sie komponiert, “ihr” Werk -selten hat man die Semiseria, die 2016 ihr 25-jähriges Bestehen feierte, so begeisternd mitreißend, so restlos enthusiastisch erlebt. Viele der 60 Chorist(inn)en sangen auswendig, in engem Kontakt mit Chorleiter Frank Schlichter, was die Aufführung besonders lebendig und differenziert werden ließ. Ein makelloser Chorklang, das Fortissimo mit rückhaltloser Wucht, aufragend wie eine Orgel, die Frauenstimmen bis zum hohen C hinauf. Bei den achtstimmig aufgespreizten Jazz-Akkorden gingen gewaltige Klangwellen mit Crescendo-Schub durch die Stiftskirche. Satter Bigband-Sound, aufgeblendet in soghaft psychedelischenFarben – Orange und Violett, Purpur, Gelb und Dunkelblau. Dann wieder leise gesummteKlänge, durchscheinend a cappella. Zu Beginn stimmte die Daimler Bigband, sagenhaft Jazz-affine Mitarbeiter(innen) des Sindelfiger Unternehmens, die rund 850 Zuhörer ein mit zwei Nummern aus Ellingtons “Far East Suite” (Fabian Ludwig, Saxophon; Burkhard Hamp, Posaune). Durchgängig grandiose Soli, etwa Trompeter Ulf Schmidt im Sacred-Satz “The Shepherd”mit rauchig “röhrendem” Wha-Wha-Dämpfer.

Phänomenal die Stuttgarter Phänomenal die Stuttgarter Sängerin Annette Kienzle-Ehrlich, die schon mit Udo Lindenberg, Howard Carpendale oder Xavier Naidoo auftrat. Eine Stimme mit nahezu unendlichen Farben und Möglichkeiten: sinnlich-soulig, erdig “black” in der Bruststimme, vermutlich auch mit Zeug zur “Rockröhre”-, dann aus dem Stand plötzlich überschlagen in eine berückend ätherische Kopfstimme. (…)

Der Erlanger Stepptänzer Klaus Bleis erntete drei Mal spontanen Zwischenapplaus, Zuhörer standen auf, um besser sehen zu können. (…) Sensationell, wie absolut gleichmäßig Bleis’ rasend schnelle Sohlenschläge “durchrollten”, wie präzise er das Tempo beschleunigte und wieder zurückfuhr. Bleis ist selbst Schlagzeuger und legte hier mit Drummer Uwe Mattes ein sophisticated gewitztes Duett hin. Die beiden stachelten einander zu immer rasanteren Tempi an, mit Hochdruck unter den Sohlen, wobei Bleis die Schlagzeug-Nuancen täuschend echt imitierte. (…)

Alle Achtung, Semiseria. Play it again.”

Schwäbisches Tagblatt, 13. Februar 2017